Markus Stauff Ehem. Senior Fellow

Markus Stauff
September 2013 - Januar 2014

Vita

Markus Stauff is an Assistant Professor for Media Studies at the University of Amsterdam. He received his PhD from the Department of Media Studies of the Ruhr-Universität Bochum in 2004 (cf. bibliography). From 1999 to 2002, he was a lecturer at the Department of Film and Television Studies (transformed 2002 into the Department of Media Studies). From March 2005 to September 2007 and from March 2008 to July 2008, he worked as a Research Assistant in the DFG research project “Media and Cultural Communications” at the Universi-ty of Cologne. From 2007 to 2008, he was a stand-in for the professorship “Media Studies, History and Theory of Visual Media” at the Hochschule für Bildende Künste in Braun-schweig. He also had teaching engagements at the FU Berlin, the University of Luzern and at the University of Dortmund. Markus Stauff co-edited the Zeitschrift für Medienwissenschaft from 2009 to 2012; from 2008 to 2012 he was on the board of the Gesellschaft für Medienwissenschaft.

Stand: 2014

Forschungsgebiete

History and theory of the television; digital media; media sports; governmentality studies and cultural studies.

IKKM Forschungsprojekt

Die 'second screen'-Krise des Fernsehens und die zeitliche Dynamik des Mediensports

‘Second screen’-Technologien tragen zu einem medienhistorischen Krisenmoment im Sinne Rick Altmans bei: Die das Medium konstituierenden industriellen, ästhetischen und politischen Praktiken müssen auf eine Situation reagieren, in der etablierte Konzepte und Kategorien unterlaufen werden.

Mein Projekt am IKKM befasst sich mit der Analyse der Rolle des Mediensports in diesem Krisenmoment, insbesondere im Hinblick auf die fortlaufende Neudefinition der Zeitlichkeit des Fernsehens. Die ‘second screen’-Technologien unterlaufen die etablierten zeitlichen Charakteristika des Fernsehens (‘flow’, ‘Serialität’ und ‘liveness’) auf dramatische Weise, wobei sie diese Eigenschaften zugleich in das Feld der mobilen und sozialen Medien übersetzen. Innerhalb dieses Prozesses erscheint der Mediensport als sehr viel mehr als nur ‘Inhalt’ - er bietet vielmehr eine Reihe kultureller Technologien, die auf recht flexible Weise in der Lage sind, verschiedene und sogar konkurrierende zeitliche Aspekte der sich entwickelnden Medienkonstellation nutzbar zu machen. Die für den Mediensport charakteristische Spannung zwischen dem ‘liveness’ und Historisierung wird insbesondere als ökonomisch wertvolle Strategie ausgeschöpft, um Nutzer/innen von einem Medium zum nächsten zu führen (wodurch sie zu einer ‘industriellen Ästhetik’ im Sinne John Caldwells beiträgt). Über diese ökonomische Logik hinaus können die entstehenden Strategien, die die Beziehung zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit über unterschiedliche Bildschirme hinweg verhandeln, als allgemeinere Hinweise auf die Art und Weise gelesen werden, wie die zeitliche Dynamik des Fernsehens in den sozialen Medien weiterlebt: Liveness etwa ist immer noch von großer Bedeutung, wird jedoch zum Ergebnis komplexer Strategien unter Einbeziehung von Datenbanken, Kommunikation in sozialen Medien, Serialität etc.. Der Sport verbindet nicht nur überraschende, unvorhersehbare Ereignisse mit der sehr vorhersehbaren Serialität organisierter Veranstaltungen, sondern er kombiniert auch die Betonung des Live-Moments und der Präsenz mit einer bestimmten Organisation von Erinnerung: Die neuesten Geschehnisse werden augenblicklich zu Höhepunkten, Ergebnissen, entscheidenden Momenten und Statistik verdichtet. Mediensport bedient sich somit Mikro-Technologien von Zeit, die – beruhend auf verschiedenen Medienformen und Technologien – wesentliche Merkmale einer komplexen und dynamischen Medienkonstellation hervorheben, ausnutzen und entwickeln.

Das Ziel meines Forschungsprojektes besteht in der Analyse der verschiedenen Medienformate, die der moderne Wettbewerbssport entwickelt hat, um die kontinuierliche Produktion flexiblen, stark operativen und zugleich äußerst populären und umkämpften historischen Wissens zu garantieren. Es wird die Frage diskutiert, wie eine ganze Konstellation verschiedener Medienformen (Narrative, Statistik, Grafik, Standfotos, zusammengeschnittene Höhepunkte, Online-Archive etc.) durch die für den Sport wesentliche Dynamik der Historisierung und der Unmittelbarkeit geprägt ist. Darüber hinaus wird analysiert wie ‘second screen’-Technologien Medienformen aufgreifen, integrieren und erfinden, um die etablierten Fernsehstrategien der Verhandlung von Vergangenheit und Gegenwart umzugestalten, zu verstärken und zu remediatisieren.

Publikationen

Monographien

›Das neue Fernsehen‹. Machtanalyse, Gouvernementalität und digitale Medien. Hamburg: Lit 2005 (doctoral thesis).

Herausgaben und Mitherausgaben

with Marcus Krause, Marcus and Arno Meteling: The Parallax View. Zur Mediologie der Verschwörung. München: Fink 2011. with Felix Axster, Jens Jäger and Kai Marcel Sicks: Mediensport. Strategien der Grenzziehung. München: Fink 2009. with Daniel Gethmann: Politiken der Medien. Berlin/Zürich: diaphanes 2005. with Ralf Adelmann, Jan-Otmar Hesse, Judith Keilbach and Matthias Thiele: Grund-lagentexte zur Fernsehwissenschaft. Theorie – Geschichte – Analyse. Konstanz: UVK 2002.

Artikel

with Judith Keilbach: “When Old Media Never Stopped Being New. Television’s His-tory as an Ongoing Experiment.” In: Jan Teurlings and Marijke de Valck (eds.): After the Break. Television Theory Today. Amsterdam: Amsterdam University Press (forthcoming). “Zuschauern zuschauen. Fernsehen als social medium.” In: Andrea Seier and Thomas Waitz (eds.): Klassenproduktion. Fernsehen als Agentur des Sozialen. Münster/Hamburg/London: LIT 2013 (forthcoming). with Judith Keilbach: “Fernsehen als fortwährendes Experiment. Über die permanente Erneuerung eines alten Mediums.” In: Nadja Elia-Borer, Samuel Sieber and Georg Christoph Tholen (eds.): Blickregime und Dispositive audiovisueller Medien, Biele-feld: Transcript 2011, pp. 155-182. “Sports on YouTube.” In: Pelle Snickars and Patrick Vonderau, (eds.): The YouTube Reader. Stockholm: National Library of Sweden 2009, pp. 236–251. “The Faces of Athletes: Visibility and Knowledge Production in Media Sport.” In: FlowTV (Special Issue: Sports Media, Volume 10), October 2009. (http://flowtv.org/?p=4419) “Technik plus X: Digitalisierung und die mediale Prägung von Gesellschaft.” In: Lutz Hieber and Dominik Schrage, (eds.) Technische Reproduzierbarkeit. Zur Kultursozio-logie massenmedialer Vervielfältigung. Bielefeld: Transcript 2007, pp. 39-56. “displaced – Die Fußballweltmeisterschaft als Display des zukünftigen Fernsehens.” In: Navigationen. Zeitschrift für Medien und Kulturwissenschaften 6/2, 2006, pp. 127-144. with Ralf Adelmann: “Ästhetiken der Re-Visualisierung. Zur Selbststilisierung des Fernsehens.” In: Oliver Fahle and Lorenz Engell (eds.): Philosophie des Fernsehens. München: Fink 2006, pp. 55-76. “Instant Replay. Fernsehen und Video als Gebrauchsfilme des Sports.” In: monta-ge/av 14/2, 2005, pp. 106-124.